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Was bei den Männern gang und gäbe ist, ginge auch bei den Frauen. 7 Gebote für bessere Chancen im Berufsleben

Der nationale Frauenstreiktag am 14. Juni wird wieder all das aufs Tapet bringen, was im Argen liegt in Sachen Gleichstellung: die Lohnungleichheit, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Sexismus, die mangelnde Vertretung von Frauen an Unternehmensspitzen. All das ist schreiend ungerecht und gehört immer wieder adressiert.

Es gibt aber auch Botschaften, die sich die Frauen an dem Tag selber zurufen sollten. Eine davon lautet: Schlagt endlich eiskalt Kapital aus eurem Beziehungsnetz. Das nämlich machen Frauen viel zu wenig – und sie ärgern sich dann masslos darüber, wenn wieder einmal ein weniger profilierter Kollege locker an ihnen vorbeizieht im Job. Ja, Männer nützen ihre Kontakte hervorragend und ganz ohne Hemmungen, während Frauen noch immer der Illusion nachhängen, sie würden ausschliesslich nach ihrer Leistung beurteilt. Es ist leider nicht so.

Im Gegenteil: Je dezentraler und virtueller die Arbeitswelt funktioniert, umso wichtiger wird es, die richtigen Leute zu kennen. Wer Teilzeit arbeitet – und das tut die Mehrheit der berufstätigen Mütter –, ist noch mehr auf Kontakte angewiesen, um nicht auf dem beruflichen Abstellgleis zu landen.

Männer wissen tief in ihrem Innern, dass sie ohne den Support ihrer Kollegen nur ein halbes Brot wären. «Männer haben dieses Urvertrauen, dass sie schon gefördert und empfohlen werden. Das stärkt sie enorm», sagt Gudrun Sander, Professorin mit Spezialgebiet Diversity an der Universität St. Gallen. Frauen kennen dieses Gefühl nicht, sind in der Arbeitswelt häufig als Einzelkämpferinnen unterwegs.

Es ist Zeit, das zu ändern. Ein bisschen Abschielen von den Männern kann dabei nicht schaden. Die sieben Gebote des Netzwerkens lauten:

Kontakte zu nützen, ist nichts Verwerfliches, sondern etwas Kluges.

Steh-Apéros sind keine vergeudete Zeit, sondern ein langfristiges Investment. Denn 70 bis 80 Prozent der zu vergebenden Jobs werden gar nie ausgeschrieben.

Es ist absolut legitim, bei Menschen mit interessantem Beziehungsnetz seine Leistungen diskret oder weniger diskret hervorzuheben. Männer machen das ständig.

Zu Frauen in Top-Positionen sollten besonders enge Bande geknüpft werden. Eine neue Studie zeigt, dass Frauen, die über ein bis drei ranghohe weibliche Kontakte verfügen, schneller in führende Positionen kommen als andere.

Die Familie hat nicht immer Vorrang: Frauen mit Kindern neigen dazu, auf Anlässe ausserhalb der Bürozeit zu verzichten. Verständlich, aber kontraproduktiv. Also unbedingt in die Agenda einbauen.

In reinen Frauennetzwerken geht es für Frauen deutlich entspannter zu und her. Aber bis sich die Verhältnisse in der Arbeitswelt geändert haben, sind die Drähte zu Männern in Machtpositionen noch wichtiger.

Kolleginnen für bestimmte Aufgaben zu empfehlen, hat nichts Anrüchiges. Im Gegenteil. Sie werden sich irgendwann dafür revanchieren.

Bleibt noch das Problem der sexuellen Komponente. Männer können sorglos mit dem Abteilungsleiter zum Tennis gehen oder zum Diner. Niemand denkt sich was dabei. Bei Frauen ist das etwas heikler. Derzeit häufen sich die Stimmen, dass sich die #MeToo-Debatte unter diesem Aspekt sogar kontraproduktiv auf die Karrieren von Frauen auswirkt. Nicht wenige Männer gestehen inzwischen hinter vorgehaltener Hand, dass sie sich nicht mehr trauen, sich mit einer Arbeitskollegin zum Nachtessen zu treffen. Das wäre ein bedauernswerter Rückschritt.

(von Karin Kofler, Tages Anzeiger und SonntagsZeitung)